Wir trauern um Prof. Dr. Hans Kohlhase, der am 28.07.2021 im Alter von 77 Jahren verstorben ist. Er war bis zum Studienjahr 2009/10 Professor für Viola an unserer Hochschule..
Nach seinem Studium bei Eva Hauptmann, Fritz Lang und Kurt Schäffer sowie bei den Mitgliedern des Quartetto Italiano und des Végh-Quartetts spielte er in den Orchestern der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf und der Hamburgischen Staatsoper. Er war Mitbegründer des Bartholdy-Quartetts und gewann mit diesem Ensemble mehrere Preise: 1970 den 1. Preis im Kuhlau-Wettbewerb, 1971 den Internationalen Quartettwettbewerb in Rom. Der Masefield-Stipendiat der Alfred-Toepfer-Stiftung F. V. S. Hamburg wurde außerdem 1970 mit dem 1. Preis beim Felix-Mendelssohn-Wettbewerb der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und dem 1. Preis der 15. Bundesauswahl des Deutschen Musikrats ausgezeichnet. Auf seine Promotion über die Kammermusik Robert Schumanns im Jahr 1978, die er „summa cum laude“ abschloss, folgten zahlreiche Veröffentlichungen zur Musikgeschichte und zur Aufführungspraxis des 18. bis 20. Jahrhunderts. Darüber hinaus arbeitete er an den Schumann- und Hindemith-Gesamtausgaben mit. 1980 erhielt er mit einem Projekt über das Frühschaffen von Paul Hindemith ein zweijähriges Forschungsstipendium der DFG.
Nach Lehraufträgen an den Universitäten Bremen und Hamburg übernahm er 1982 die Vertretung der C4-Professur für Musikpädagogik an der Pädagogischen Hochschule in Flensburg. Bereits 1984 konnte das damalige Meistersinger-Konservator-um der Stadt Nürnberg Hans Kohlhase als Lehrer für Viola, Violine und Kammermusik gewinnen.
Von 1989 bis 2008 war er Mitglied des „ars nova ensembles“. Verschiedene solistische und kammermusikalische Schallplattenproduktionen zählen ebenso zu seiner Karriere wie Aufnahmen an zahlreichen europäischen Rundfunkanstalten. Im Jahr 2001 erhielt er die Professur für Viola an der Hochschule für Musik Nürnberg. Die Wertschätzung seiner künstlerischen und pädagogischen Arbeit zeigt sich unter anderem in der wiederholten Berufung in die Jury renommierter Wettbewerbe wie dem Bundeswettbewerb „Jugend Musiziert“ und dem Wettbewerb des „Deutschen Musikinstrumente Fonds“ der „Deutschen Stiftung Musikleben“. Zu vielen internationalen Kongressen wurde er als Referent ein-geladen.
Studierende seiner Klasse können bedeutende Erfolge vorweisen. Einige spielen oder spielten – teilweise in Stimmführerpositionen – bei den Bamberger Symphonikern, dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, der Königlichen Oper Kopenhagen, der Natio-nalphilharmonie Sofia, den Sinfonieorchestern des Süddeutschen Rundfunks, des SWF und des WDR, am Staatstheater Nürnberg und in Orchestern in Granada, Florenz und Lissabon. Diverse Male wurden Studierende bzw. Kammermusikgruppen seiner Klasse vom Bayerischen Rundfunk zu Aufnahmen eingeladen, oft traten seine Schülerinnen und Schüler als Solisten mit dem Hochschulorchester auf. Etliche gewannen namhafte Wettbewerbe und viele wurden von renommierten Orchestern, häufig als Solobratscher, ausgewählt.
Er war ein hervorragender, hochgeschätzter Pädagoge, der sein Leben der Musik und seinen Studierenden mit leidenschaftlichem Engagement gewidmet hat. Im Kolleg_innenkreis wurde er als ein äußerst feinfühliger, freundlicher und großzügiger Mensch geschätzt, der immer bereit war zu helfen wo er konnte. Auf seine ruhige Art hat er so viele Leute positiv beeinflusst. Durch einen Unfall konnte er 10 Jahre nicht Bratsche spielen, was für ihn eine große Tragödie war. Dennoch gab er nicht auf und studierte in dieser Zeit Musikwissenschaft, was schließlich ein Segen für die Musikwelt wurde. Die Kombination von seinem Können als großartiger Bratschist und seinem umfangreichen Wissen machte ihn zu so einem besonderen Musiker und Lehrer. Wir werden ihn vermissen!
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