Aktuelle Musik zum Gedenken an den Jahrestag der Reichspogromnacht und die Zerstörung der Nürnberger Synagoge
Mitwirkende:
ensemble katharsis und Studierende der Klassen Alexander Bauer, Neus Estarellas Calderón, Prof. Peter Gahn,
Prof. Radoslaw Szarek
Werke von:
Sarah Nemtsov, Alvin Lucier, Dominik Vogl und Peter Gahn
In Erinnerung an die 85 Jahre zurückliegende Reichspogromnacht am 9. November 1938 und die vorangegangene Zerstörung der Hauptsynagoge in Nürnberg am 10. August 1938 gestalten der Komponist Peter Gahn, der bildende Künstler Fred Ziegler und der Kunstwissenschaftler Marian Wild ein multimediales Kunstereignis mit anschließender zweiwöchiger Ausstellung. Das Projekt hat durch den barbarischen Überfall der palästinensischen Hamas auf jüdische Bürger*innen Israels, das schlimmste Pogrom gegen Juden seit dem Holocaust, aktuelle Bedeutung erhalten.
Die massiven Mauern der am 6. November 1938, nur drei Tage vor dem Pogrom, eingeweihten Kirche werden ab dem 9. November mit elektronischen Klängen von Peter Gahn, Professor für Komposition/Neue Medien/Sound Studies an der Hochschule für Musik Nürnberg, akustisch nach außen und innen geöffnet. Aufnahmen aus der Kirche, vom Ort und von Wegen zum Denkmal an die ehemalige Nürnberger Synagoge und von 1938 verbotenen Büchern lassen eine Klangwelt entstehen, durch welche sich die Kirche zur Stadt und ihrer Geschichte öffnet. Entstanden ist das Klangmaterial in gemeinsamer künstlerischer Recherche des Komponisten Peter Gahn mit dem Architekten Jürgen Bisch, dem Kirchenmusiker Thomas Schumann und Mitgliedern des ensemble katharsis. Ein Video und eine Live-Performance von fünf Mitgliedern des ensemble katharsis ergänzen bei der Eröffnungsveranstaltung die immersive Mehrkanal-Elektroakustik um weitere Perspektiven. Der Kern der Komposition ist anschließend zwei Wochen lang als Klanginstallation in der Gedächtniskapelle zu hören.
Der international tätige, renommierte Nürnberger Künstler Fred Ziegler kreiert für dieses Ereignis zwei neue großformatige Objekte aus bemaltem Gewebe, die rechts in links des Altarraums im Kirchenraum hängen. Die Bemalung der Gewebe besteht aus transparenten Gelbschleiern – eine Referenz an die Benutzung der Farbe Gelb zur diskriminierenden Kenntlichmachung von Juden seit dem Mittelalter –, in die er abstrakte Formen aus der grafischen Partitur von Peter Gahn eingearbeitet hat. Zwischen die bemalten Gewebe sind Objekte aus verschiedenen Materialien gehängt, die weitere Bezüge zum Thema herstellen.
Zusammen mit dem Kurator und Autor Marian Wild, in diesem Jahr mit dem Kulturpreis der Stadt Nürnberg ausgezeichnet, programmieren die Künstler einen Abend mit zeitgenössischer elektronischer und instrumentaler Musik und Lesung ergänzender Literatur unter Mitwirkung von Lehrenden und Studierenden der Hochschule für Musik Nürnberg und Mitgliedern der Gemeinde der Reformations-Gedächtniskirche Nürnberg. So wird die Gesangprofessorin Susanne Kelling in Alvin Luciers „I'm sitting in a room“ zu hören sein, ein Werk von Sarah Nemtsov für 3 Aufführende mit Kalimbas, Stethoskopmikrofonen und Klangübertragern auf einer großen Trommel und eine Komposition für 9 Spieluhren von Dominik Vogl. Im Anschluss wird die Ausstellung zwei Wochen zu sehen und auch durch zwei Führungen am 17. und 22. November, jeweils 19:30 Uhr, erfahrbar sein.
Die Veranstaltung findet in Kooperation der Reformations-Gedächtniskirche Nürnberg mit der Hochschule für Musik Nürnberg und dem LEONARDO – Zentrum für Kreativität statt.
Ausstellung bis 22. November / Führungen am 17. und 22. November, je 19:30 Uhr
Geöffnet täglich von 10 bis 18 Uhr Die Klanginstallation wird zur Eröffnung und während der Führungen aktiviert!
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