Am 18. Februar 2022 fand das Intermezzo, die alljährliche hochschulöffentliche Klausurtagung, zum Thema „Unconscious Bias und Gleichstellung“ statt. Mit über 60 teilnehmenden Studierenden, Lehrenden und Mitarbeiter_innen der Verwaltung war die Tagung außergewöhnlich gut besucht. Aufgrund der pandemischen Lage fand sie ausschließlich online statt.
Die Hochschulleitung hatte sich auf Initiative des Büros für Gleichstellungsfragen für das Thema „Unconscious Bias“ entschieden. Die Auswirkungen dieser gedanklichen Verzerrungen sind auch in einer Institution wie einer Musikhochschule zu spüren. Im schlimmsten Fall schlagen sie sich nieder in intransparenten Personalentscheidungen, Alltagsdiskriminierung und Benachteiligung ganzer Gruppen. Die Hochschule für Musik Nürnberg hat sich zum Ziel gesetzt, sich mit diesen Schwierigkeiten aktiv auseinanderzusetzen und mit der Klausurtagung der Gleichstellungsarbeit neue Energie zu verleihen.
Als Impulsredner war Dr. Günther Vedder (Foto) von der Universität Hannover zu Gast. Er referierte zum Thema „Unconscious Bias – Unbewusste Denkschubladen“. Anhand von Beispielen aus dem privaten und beruflichen Alltag zeigte er auf, wie Aussehen, Geschlecht, Alter und weitere Faktoren die Wahrnehmung auf Personen beeinflussen, zur Entwicklung von Stereotypen und Vorurteilen beitragen und im schlimmsten Fall ungefiltert zu vielfältigen Formen der Diskriminierung führen. Dr. Vedder erklärte das grundlegende psychologische Phänomen der Wahrnehmungsverzerrung (bias) und machte deutlich, dass wir als Individuen und als Gesellschaft zwangsläufig Denkfehlern aufsitzen, sofern wir uns nicht mit unseren eigenen Voreingenommenheiten auseinandersetzen und diesen aktiv entgegenwirken. Zuletzt gab er Impulse dafür, wie Institutionen und Einzelpersonen zu einem möglichst verzerrungsfreien Umgang und damit zu einem diskriminierungsfreien und gleichstellungsorientierten Miteinander finden können.
Nach der Mittagspause teilten sich die Teilnehmenden in drei Arbeitsgruppen auf. Die AG Berufungsverfahren diskutierte, wie die Mechanismen der Wahrnehmungsverzerrung, über die am Vormittag referiert wurde, sich in Berufungsverfahren besonders nachteilig auf die Bewerbungen von Frauen auswirken. In der AG wurden mögliche Maßnahmen diskutiert, die die Hochschule langfristig dabei unterstützen sollen, über transparente und qualitätsgesicherte Verfahren mehr qualifizierte Frauen auf Professuren zu berufen. In der AG Familiengerechte Hochschule wurde erarbeitet, wie die Hochschule in Zukunft für all ihre Mitglieder eine bessere Vereinbarkeit von Studium/Beruf und Privatleben sicherstellen kann. Neben dem Thema Kinderbetreuung und familiengerechter Arbeitsorganisation kam hier auch die Frage nach einem Dual Career Service auf. Die dritte AG setzte sich mit den Empfehlungen des Gutachtens der Holzheid-Kommission zur Causa Mauser an der HMTM München zur Verhinderung von Machtmissbrauch auseinander. Dabei wurde sowohl geprüft, welche Maßnahmen auch an unserer Hochschule Anwendung finden können, als auch, welche zusätzlichen Schritte die HfM Nürnberg gehen kann, um jede Form von Diskriminierung, Machtmissbrauch und sexueller Gewalt zu verhindern.
Die Hochschulleitung und das Büro für Gleichstellungsfragen bedanken sich bei allen Teilnehmenden für die lebhaften Diskussionen und die wertvollen Beiträge. Die Ergebnisse der Klausurtagung sowie eine Liste mit weiterführenden Dokumenten, Links und Literatur sind über das Büro für Gleichstellungsfragen erhältlich.
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